Das Museum Kloster Zinna konnte 1956 im Gebäude des Abtshauses eröffnet werden. Damals war eine schrittweise Entkernung des Hauses notwendig, die viele Überraschungen brachte. Das Museum war nie als solches konzipiert worden, sondern musste sich mit der langen Vorgeschichte seiner vielen Nutzungen arrangieren.
Von einer glanzvollen Geschichte als Abtshaus, gebaut um 1435 nach damals modernsten Standards, wurde es in der Reformationszeit nach dem Weggang der Mönche Verwaltungspunkt des magdeburgischen Amtes Zinna und seiner Amtshauptleute. Diese „nahmen“ sich für den Eigenbedarf Ziegel, Fenster- und Tür-Formsteine als auch Fußbodenplatten aus den Gebäuden auf die eigenen Güter mit und hinterließen eine geplünderte Einrichtung. Um 1650 erfolgte eine weitere Umnutzung als kleine Residenz des ehem. Administrators des Erzstiftes Magdeburg, Markgraf Christian Wilhelm von Brandenburg. Hieraus resultiert der Name „Fürstenhaus“ in alten Beschreibungen.
Nach Beginn des Baues der Ortsanlage Zinna unter König Friedrich II. von Preußen wurde zeitweilig eine Webermanufaktur im Abtshaus untergebracht. Im 19. Jahrhundert war es vermietetes Wohnhaus für 6 Parteien. Alle Nutzer passten das Gebäude ihren Wünschen an und formten es um.
Bereits in den 1950er Jahren gab es Probleme mit den Heizmöglichkeiten. Es gab kleine Holzfenster und viele Räume waren verbaut oder noch zusätzlich unterteilt. Ab 1960 erfolgte ein zielgerichteter Ausbau, der neue Stahlrahmenfenster, eine Heizungsanlage und bessere Elektrik brachte. Toiletten hatte das Museum keine. In den 1990er Jahren machte sich der Verschleiß des Hauses mit nicht mehr arbeitsfähiger Heizung, völlig undichten Fenstern und maroder Elektrik deutlich bemerkbar. Im Winter konnten oft nur 14 – 16° Raumtemperatur zum Arbeiten im Büro erreicht werden.
Ein Lichtblick war 1996 die Errichtung eines modernen Toiletten-Gebäudes auf dem Hof. In den 2000er und 2010er Jahren wurde die Heizungsproblematik drängender, die Heizung fiel oft aus und konnte nur mühsam repariert werden. Dazu kam, dass sich die Besucherzahlen erhöhten, aber keinerlei Barrierefreiheit möglich war. Auch ein Brandschutzkonzept war unter diesen Bedingungen nicht umsetzbar. Für die Kollegen gab es keine Arbeitsräume, ein Raum musste alle Funktionen von Archiv über Büro bis Lager erfüllen, Steckdosen fehlten. Eine Internetverbindung war nur zeitweise möglich und eine Verbindung zur Jüterboger Verwaltung auf elektronischem Wege existierte nicht. Moderne Büroausstattung fehlte und konnte auch aus Platzgründen nicht einfach aufgebaut werden.
Dazu kam der seit ca. 1998 bestehende Leerstand im benachbarten Obergeschoss des Siechenhauses nach dem Auszug von Gemeindeverwaltung und Tourismusverband. Diese Räume entstanden nach einem Umbau 1964 in den heutigen Zuschnitten. Anfang der 1990er Jahre wurden hier eine Heizung und neue Fenster eingebaut. Die Toiletten blieben bis zum Sanierungsbeginn im Zustand von 1964. Die Räume wurden in den letzten Jahren nur noch für Lagermöglichkeiten genutzt.
Alle genannten Mängel ergaben eine nicht mehr zu tolerierende Gesamtsituation. Daher gab es 2011 eine Gesamtschadensaufnahme und anschließend die Überlegungen zur Sanierung des Objektes. Da die Dächer um 1993 bereits neu gedeckt wurden, auch die Fassaden keine großen Schäden hatten, konnte man sich auf drei große Bereiche konzentrieren:
Das Abtshaus erhält eine neue Heizungsanlage, die auch, wie bisher, das benachbarte Siechenhaus mitversorgt. Alle alten Heizungsrohre werden aus Wand und Boden genommen und modern ersetzt. Die Außentüren werden saniert, Fenster gestrichen und neu abgedichtet.
Die angestrebte Barrierefreiheit ist in diesem mittelalterlichen Objekt schwer umzusetzen. Es gibt einen neuen Eingang an der Westseite des Abtshauses in Richtung der Kirche, der über eine Rampe führt. Hofseitig führt ebenfalls eine Rampe barrierefrei zu den Toiletten. Im Haus selbst gibt es im Erdgeschoss drei ebenerdige Räume, der vierte wird über einen Hublift erreichbar. Das Obergeschoss des Abtshauses kann ohne die Zerstörung des Hauses durch Wanddurchbrüche u.ä. nicht barrierefrei gestaltet werden. Für Besucher gibt es daher im Foyer einen Monitor, auf dem die Räume und deren Ausstellung erlebt werden können.
Der Brandschutz wird im neugestalteten Abtshaus erstmals gewährleistet. Es gibt nun offiziell ausgeschilderte Fluchtwege und Überwachungstechnik.
Seit 2021 befindet sich Kloster Zinna im Umbau und kann voraussichtlich im Sommer 2024 mit der Eröffnung der neuen Räume abgeschlossen werden. Dann beherbergt Kloster Zinna eine moderne neue Dauerausstellung. Die Stadt Jüterbog als Bauträger hat ihre Verantwortung für das historische Gebäude, das Kulturgut darin und ihre Mitarbeiter erkannt und diese Maßnahmen ergriffen. In einem Fördermix aus Bundes-, Landes-, Kreis- und Eigenmitteln wird ein architektonisches Kleinod Brandenburgs erhalten und mit neuem Leben gefüllt.
Dieser Raum ist seit dem Mittelalter der repräsentative Eingang ins Abtshaus. Das Portal im Süden ist bereits von der Straße aus zu sehen und gibt dem Besucher eine Richtung. Im Raum gibt es einen Abgang in den Vorratskeller und ehemals einen Ausgang im Westen in Richtung Klausur. In den nächsten Raum führt über Stufen ein weiteres Formsteinportal. Der Wendelstein führt erst seit ca. 1650 ins Obergeschoss.
Dieser Raum führt in die Geschichte Zinnas ein und verortet das Kloster in Region und öffentlicher Wahrnehmung. Der Besucher wird hier empfangen und für seinen Rundgang eingewiesen.
Der Abt ist zugleich geistliche und weltliche Autorität. Er trägt nicht nur Verantwortung für das Kloster und seine Wirtschaftsbetriebe, sondern auch für weitläufige Ländereien. Zugleich ist er eingebunden in die Gesamtheit des in Ordens und abhängig von Papst-, Bischofs- und Fürstenmacht. Zinna liegt im Grenzbereich zwischen Brandenburg und Sachsen, seine Besitztümer auf Magdeburger und brandenburgischem Territorium, was das Kloster in seiner Geschichte in die machtpolitischen Rivalitäten der Kurfürstentümer und des Erzstiftes Magdeburg hineinzieht. Das Zinnaer Abtshaus vermittelt einen Eindruck davon, wie sich die Rolle des Abtes eines so wirtschaftsstarken Klosters immer mehr der eines Fürsten annähert – während seine geistliche Stellung im Konvent selbst durch die Ordensregeln definiert bleibt.
Der Abt wird durch einen großen Abtsstab inszeniert. Der Konvent, sein Zuständigkeitsbereich, ist am Chorgestühl abzulesen. Durch Beschriftung sind die einzelnen Ämter im Konvent dargestellt. Funktionsräume wie Refektorium oder Kreuzgang können als Schnittmodell erfahren werden. Ein Gesamtmodell des Klosters zeigt seine bauliche räumliche Ausdehnung. Die stilisierten Grabplatten von Erzbischof Wichmann und Abt Nikolaus wirken als stille Betrachter und Obrigkeiten.
Der Erhalt eines Konvents durch eigene Arbeit spielt – unter Berufung auf die Benediktsregel – eine zentrale Rolle bei den Zisterziensern. Statt von den Erträgen abgabepflichtiger Dörfer und nachgeordneter Klöster sowie der bloßen Beteiligung an wirtschaftlichen Unternehmungen zu leben, sollen die Mönche selbst Hand anlegen: Im Kloster und auf Wirtschaftshöfen (Grangien) gemeinsam mit „Laienbrüdern“ (Konversen) sowie nichtklösterlichen Helfern. Die Ansiedelung der Zisterzienser in unerschlossener Wildnis soll diesem Ideal der Selbstversorgung den Boden bereiten.
Tatsächlich ist die Klosterwirtschaft der Zisterzienser schon früh von Kompromiss und Anpassung an örtliche Gegebenheiten gekennzeichnet. Der Anteil der Klöster an Trockenlegung, Urbarmachung und Landesbau ist früher überschätzt worden, weil die „Wildnis“ oft längst besiedelt und landwirtschaftlich – wenn auch vielleicht nicht auf der Höhe der Möglichkeiten – genutzt war. Als Ideal wird die Selbstversorgung allerdings zumindest im Rückblick auf die Pioniersituation der Gründungszeit hochgehalten, während Pacht- und Zehnteinnahmen im Haushalt der Abteien längst ein hoher, wenn nicht überwiegender Anteil zukam.
Die Bezeichnung „Abtsküche“ hat sich seit den Bauforschungen von Arthur Mäkelt (1927) erhalten. Tatsächlich kann die Feuerstelle auch für die Zubereitung von Mahlzeiten gedient haben, aber – angesichts der geringen Größe des Raumes und entsprechender Arbeitsflächen – sicher nicht für eine größere Schar von Gästen des Abts. Direkt neben dem Kamin gibt es den Zugang zu einem im 15. oder frühen 16. Jahrhundert angefügten Treppenturm, der auch zu einem kleinen Abort-Erker führte.
Tragende Säulen des Zisterzienser-Ordens bildeten die Einmütigkeit in der wechselseitigen Liebe (Unanimitas) und die Gleichförmigkeit in Erscheinung und Sitte (Uniformitas). Jeder Mönch oder Abt auf Reisen sollte sich in jedem anderen Kloster des Ordens „wie zu Hause“ fühlen. Dies galt von der baulichen Anlage bis zu den Chorgebeten. Daher erfolgte die Gründung einer neuen Filiation immer mit festgelegtem geistigem Rüstzeug für die Liturgie im Reisegepäck. Vor Bezug hatten bereits die wichtigsten Baulichkeiten zu stehen: Oratorium, Refektorium, Dormitorium, die Wohnung für die Gäste und den Pfortenbruder, „damit die Mönche dort sofort Gott dienen und der Regel gemäß leben können“. Im weiteren Verlauf der Ordensgeschichte entwickelten sich dennoch zahlreiche Varianten und notwendige Anpassungen an veränderte Verhältnisse – ohne dass die Regelwerke als Richtschnur ihre Gültigkeit verloren hätten.
Das Inventar von 1665 bezeichnet diesen Raum als „S.[einer] Fürstl.[lichen] durchl.[aucht] gemach“. Die Logik in der Abfolge von Wohnräumen von Standespersonen legt nahe, dass es Markgraf Christian Wilhelms Schlafzimmer gewesen ist. Für den Abt in klösterlicher Zeit dürfte dasselbe zugetroffen haben.
Das Schweigegebot für die Mönche gilt auch außerhalb des Konvents. In der Alltagsverständigung lässt sich das schwer durchhalten. Dafür haben schon die Cluniazenser ein Hilfsmittel ersonnen, das die Zisterzienser weiterentwickeln: die Zeichensprache.
Hier gibt es die Möglichkeit, Zeichensprache zu verstehen und zu probieren. Mit einem interaktiven Bildschirm kann der Gast in Verbindung treten und versuchen, sich verständlich zu machen.
Mutmaßliche Hauskapelle des Abtes – wahrscheinlich war der Raum nicht als Hauskapelle gedacht, da an dieser Seite des Abtshauses ursprünglich ein eigener Gebäudetrakt für diesen Zweck vorgesehen war. Die Fresken entstanden wohl in der zweiten Hälfe des 15. Jahrhunderts. Das Inventar von 1665 legt nahe, dass sie in dieser Zeit bereits übertüncht waren. Erst 1958 wurden sie wiederentdeckt und freigelegt.
Hier kann der Besucher sich in einem stillen Raum mit den Fresken verschiedener Heiliger und ihrer Vita auseinandersetzen. Vom Hl. Bernhard gibt es Teile von Predigten zu hören, um seine Person besser fassen zu können.
Die Bezeichnung „Taffelgemach“ aus dem Inventar von 1665 macht die Benutzung des Raumes als festlicher Speisesaal des Markgrafen-Paares deutlich. Auch in klösterlicher Zeit ist ihm wohl ein besonderer Rang als Versammlungsraum hochgestellter geistlicher und weltlicher Gäste des Abtes zugedacht gewesen, wofür die Wandmalereien über dem Zugang zur Abtskapelle sprechen.
Das Siechenhaus, auf Postkarten auch „Alte Abtei“ genannt, ist das ehemalige Infirmarium des Klosters. Hier wurden kranke und alte Mönche behandelt und versorgt. Wichtigster Ansatz war die persönliche Betreuung und die seelische Stärkung, nicht die absolute medizinische Behandlung. Auch der regelmäßige Aderlass wurde hier vorgenommen und die dadurch geschwächten Mönche hier einige Zeit umsorgt.
Das Gebäude selbst wurde um 1360 errichtet. Durch den Fußboden floss ein Kanal, der Unrat fortspülte. Eine Heizmöglichkeit gehörte zum Bau dazu. Im 14. Jahrhundert war es eine Art Fußboden-Speicherheizung, im 15./16. Jahrhundert wahrscheinlich ein Kachelofen. Der Erstbau hatte wahrscheinlich ein hohes hölzernes Gewölbe. Erst ca. 100 Jahre später erfolgte die Aufteilung in zwei Geschosse und die Wölbung des Erdgeschosses. Hier gab es auch einen Abgang in den Keller, wo Wein und andere Versorgungsgüter lagerten. Im 15. Jahrhundert, nach der Fertigstellung des Abtshauses, wurde der konkurrierende Südgiebel abgebrochen und durch einen sehr einfachen Staffelgiebel ersetzt. Der Nordgiebel ist aber weiter in damaliger Formenschönheit sichtbar. Um 1500 wurde vor der Nordwand ein Treppenanbau errichtet, der den Giebel nun großteils verdeckt. Nach der Klosterauflösung 1553 wird das Siechenhaus Teil der Amtsverwaltung, später der Residenz, dann wieder des Amtes Zinna.
Um 1780 erfolgt ein Umbau des Daches und die Neueinrichtung des Obergeschosses. Im 19. Jahrhundert erhält die Feuerwehr im Erdgeschoss Räume für ihre Spritze. Noch bis ca. 1950 nutzt die Kirchengemeinde Teile des Hauses mit westlichem Eingang. 1964 erfolgt ein großer Umbau des Obergeschosses, um hier die neue Gemeindeverwaltung einzurichten. Es entstehen etliche neue Räume in Leichtbauweise und Toiletten. Mit der Ämterbildung 1993 zieht die Verwaltung nach Jüterbog. Ab 1994 ist hier der Fremdenverkehrsverband Teltow-Fläming untergebracht.
1995/96 wird das Erdgeschoss entkernt, archäologisch untersucht und für die neue Nutzung eingerichtet. 1998 konnte die Fa. Berentzen aus Luckenwalde die Destillerie für den „Zinnaer Klosterbruder“ in den sanierten Räumen eröffnen. Das Obergeschoß stand seit ca. 1998 leer und diente seitdem als Lager.
Stadt Jüterbog
Bauamt
Franziska Kühner
Stadtsanierung, Städtebauförderung
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DSK GmbH
Tania Gianneli
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Bruckbauer & Hennen GmbH
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Schillerstraße 45
14913 Jüterbog
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Alexandra Valentin,
Vivienne Graw
Behlertstraße 3a Haus G
14467 Potsdam